Album: Among The Living
Spielzeit: 50:13 min.
Stilrichtung: Thrash Metal
Plattenfirma: Island Records
Veröffentlichung: 1987
Homepage: www.anthrax.com
Die Ami-Thrasher ANTHRAX gehören ohne Zweifel zu den wichtigsten Kapellen des Genres. Nicht zuletzt weil sie sich über viele festgefahrene Klischees und Standards hinweggesetzt haben. Zum Einen hat sich die 1981 in New York gegründete Band immer verweigert, in Ledermontur über die Bühne zu fegen und hat sich somit von wohl allen anderen Kollegen mit ihren Klamotten abgesetzt. Zumindest war das in den Achtzigern so, als sie mit quietschbunten Bermudashorts und T-Shirts über die Bretter wüteten. Und auch in musikalischer Hinsicht war die nach der Krankheit Milzbrand benannte Band Vorreiter in Sachen Crossover mit Hip Hop und Metal.
Dabei lagen die Anfänge der von Gitarrist Scott Ian gegründeten Combo eindeutig im Heavy Metal bzw. Power Metal. Der erste Sänger Neil Turbin musste nach nur einem Album („Fistful Of Metal“) den Hut nehmen und nach einem kurzen Techtelmechtel mit Matt Fallon (der später bei SKID ROW andockte, bevor Sebastian Bach das Ruder übernahm) fand man in Joey Belladonna den richtigen Frontmann. Nach dem 1985er Album „Spreading The Disease“, das den ersten kleinen Hit „Madhouse“ abwarf, ging man 1986 abermals ins Studio, um mit den Aufnahmen zum dritten Werk zu beginnen, das als „Among The Living“ für den Durchbruch der Band bekannt werden sollte.
Ich weiß noch genau, wie und wann ich dieses Album das erste Mal hörte: es war ein Freitag und endlich hatte ein Kumpel aus der Schule die leere Kassette, die ich ihm vor langer Zeit gegeben hatte, mit diesen neun Songs bespielt. Just an diesem Freitag bekam ich solche Halsschmerzen, die sich im Laufe des Wochenendes zu einer ausgewachsenen Grippe mauserten. Auch in der nächsten Woche, in der an Schule nicht zu denken war, lief dieses Tape rauf und runter. Ich war sozusagen infiziert. Bisher war HELLOWEEN das absolut härteste, was ich entdeckt hatte (mit METALLICA hatte ich anfangs meine Probleme und mit SLAYER konnte ich auch (noch) nichts anfangen). Was Joey Belladonna (vocals), Scott Ian (guitars), Dan Spitz (guitars), Frank Bello (bass) und Charlie Benante (drums) aber auf „Among The Living“ abgezogen haben, lief sofort runter wie Öl.
Der bedrohliche Anfang des eröffnenden Titeltracks geht über in ein Thrash Metal Gewitter erster Güte mit geshoutetem Refrain. Das soll das Markenzeichen der kommenden Jahre werden. Schon auf diesem Longplayer sind erste Anzeichen für die Vorliebe von Hip Hop oder Hardcore im Sound der Amis auszumachen. Immer wieder streuen ANTHRAX dementsprechende Nuancen in ihre Songs, was besonders für den Gesang gilt. Ständige wechselnde Tempi und das Spiel mit zuckersüßen Melodien, die auf halsbrecherisch schnelle Moshparts folgen gehören ebenso dazu.
“I Am The Law“ behandelt den einige Jahre später verfilmten Judge Dredd während „Indians“ eine Lanze für die verfolgten Ureinwohner der USA bricht. „A Skeleton In The Closet“ ist inspiriert von Stephen King, genau wie das Coverartwork und weitere Textpassagen. „Efilnikufesin (N.F.L.)“, das rückwärts dementsprechend „Nice Fukin Life“ bedeutet, ist dagegen ein Beispiel für die sonnige Laune der Thrasher, die sich aber auch auf den kommenden Platten nicht scheuen, Kritik am System zu üben.
Wie schon erwähnt war „Among The Living“ der internationale Durchbruch für die Band und bis heute mein persönliches Lieblingsalbum von ANTHRAX. Natürlich ist auch das Folgewerk „State Of Euphoria“ (1988) nicht zu verachten und auch „Persistance Of Time“ (1990) hat seine Highlights, dann aber ging die gute alte Zeit zu Ende und somit auch meine uneingeschränkte Liebe zu den Thrashern. „Among The Living“ aber läuft heute noch regelmäßig beim Sport!
Trackliste:
01. Among The Living
02. Caught In Amosh
03. I Am The Law
04. Efilnikufesin (N.F.L.)
05. A Skeleton In The Closet
06. Indians
07. One World
08. A.D.I./Horror Of It All
09. Imitation Of Life
Stefan
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