Album: The Lost Christmas Eve
Spielzeit: 74:41 min.
Stilrichtung: Progressive Rock/Metal
Plattenfirma: Lava Records
Veröffentlichung: 12.10.2004
Homepage: www.trans-siberian.com
Dass die Amerikaner seit jeher ihr Weihnachtsfest für unsere Begriffe extrem kitschig feiern, ist kein Geheimnis. Dass diese Art, das Fest der Liebe zu begehen aber immer mehr auch zu uns herüberschwappt, ist in den letzten Jahren ebenfalls zu bemerken. Das mag manchen gefallen und wiederum andere abschrecken. Ähnlich wird es vielen vielleicht beim TRANS SIBERIAN ORCHESTRA (TSO) gehen. Dennoch steckt in diesem Unternehmen eine Menge Klasse und im Laufe der Zeit mauserte es sich zum Megaseller – nicht nur in den USA.
Auch dieses Jahr wollen wir Euch zum Weihnachtsfest auch wieder einen Klassiker der Woche zu diesem Thema präsentieren. Die Auswahl fiel hier gar nicht so leicht. Hatten wir letztes Jahr ganz spontan das Spaßprojekt X-MAS PROJECT (Rezi HIER) im Programm, gestaltete sich das Wühlen durch nichtssagende Metal-Compilations und halbgare Bandprojekte sehr zäh. Dennoch sind wir mit dem TSO fündig geworden:
Dieses Unternehmen könnte man am Besten mit „Charles Dickens´ Weihnachtsgeschichte“ vergleichen. Auf den ersten Blick vielleicht abschreckend und etwas verstörend, aber wenn man sich damit beschäftigt, definitiv einen zweiten, vertiefenden Blick wert. Von der Gründung im Jahr 1996 bis heute hat das TSO 5 reguläre Alben (3 davon Weihnachtsalben), 2 EP´s, eine Art Best Of sowie eine DVD herausgebracht. Die Wahl für diese Rezension fiel auf das letzte richtige Weihnachtsalbum „The Lost Christmas Eve“, das den dritten Teil der Weihnachts-Trilogie darstellt und dieses Thema laut Band beschließt. Aber kann man im Falle des TSO überhaupt von einer Band reden? Mit über 60 Beteiligten Musikern zieht der Tross dieses Mal zur Weihnachtszeit durch die USA, um jeden Tag 2 Shows in teils unterschiedlichen Städten zu spielen. Neben den kreativen Köpfen Paul O´Neil, Jon Oliva und Al Pitrelli – allesamt den amerikanischen Metal-Göttern SAVATAGE entsprungen - wird das Projekt von unzähligen Sängern dargeboten. Somit ist dieses Unterfangen mehr als eine Band, das TSO ist eine Mischung aus Musical, Rock-Oper und – wie in diesem Fall – Weihnachtsgeschichte und führt das Erbe von SAVATAGE auf opulente Art und Weise weiter.
Live werden alle Register gezogen: eine atemberaubende Lasershow, viel Feuer, riesige Bühnen samt aufwendigen Aufbauten und eine grandiose Darbietung machen sicher jede Show zu einem besonderen Erlebnis. Zum Jahreswechsel 2013/14 spielte das TSO vor über einer Million Menschen am Brandenburger Tor in Berlin. Musikalisch werden immer wieder Parallelen zu SAVATAGE, deren Chefdenker Jon Oliva ein wichtiger Teil des Ganzen ist, gezogen. Dennoch findet man viele Elemente aus dem Musicalbereich. Aber wer das selbstzerstörerische Talent eines Jon Oliva von SAVATAGE mit genialen Alben wie „Gutter Ballet“ oder „Streets – A Rock Opera“ kennt, kann sich ungefähr ausmalen, mit welcher Hingabe hier musiziert und performt wird. Das Gespann Oliva/O´Neil/Pitrelli transportiert eine Mischung aus Melancholie, Nachdenklichkeit aber auch Freude in dieses Projekt, wie man es selten erlebt hat.
Auf „The Lost Christmas Eve“ versammeln sich 23 Stücke mit einer Spielzeit von über 70 Minuten. Einzelne davon herauszuheben wäre nicht fair, denn komplett entwickelt diese Geschichte all seine Faszination und Kraft. Die Story kurz zu erzählen, ist gar nicht leicht: sie spielt in New York City an verschiedenen Orten. Neben einem heruntergekommenen Hotel sind ein alter Spielzeugladen und eine Kirche die Hauptschauplätze. Fantasy, Trauer und Verlust, aber auch die Erkenntnis, seine Mitmenschen so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte sind die Hauptzutaten für die Story. Kitschig? Ja, aber schön!
Auch beinharte Metaller können sich hier fallen lassen, auch wenn es die Meisten wahrscheinlich nicht zugeben werden. Ihr könnt das Teil ja auch heimlich hören, die Fassade ist also gewahrt. Das TRANS SIBERIAN ORCHESTRA ist nicht nur optisch eine große Sache, auch ihre Alben sind wirklich großartig, auch wenn sie etwas Zeit brauchen und den unbedingten Willen, über den Tellerrand zu schauen (vorausgesetzt man ist kein eingefleischter Progger und Musicalfreund). Stellvertretend dafür soll heute „The Lost Christmas Eve“ stehen. Ein perfektes Album, um auf die bevorstehende Weihnachtszeit einzustimmen.
Trackliste:
01. Faith Noel (Instrumental)
02. The Lost Christmas Eve
03. Christmas Dreams
04. Wizards In Winter (Instrumental)
05. Remember
06. Anno Domine
07. Christmas Concerto (Instrumental)
08. Queen Of The Winter Night
09. Christmas Nights In Blue
10. Christmas Jazz (Instrumental)
11. Christmas Jam
12. Siberian Sleigh Ride (Instrumental)
13. What Is Christmas
14. For The Sake Of Your Brother
15. The Wisdom Of Snow (Instrumental)
16. Wish Liszt (Toy Shop Madness) (Instrumental)
17. Back To A Reason (Part II)
18. Christmas Bells, Carousels And Time (Instrumental)
19. What Child Is This?
20. O´ Come All Ye Faithful (Instrumental)
21. Christmas Canon Rock
22. Different Wings
23. Midnight Clear (Instrumental)
Stefan
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