Album: The Years Of Decay
Spielzeit: 56:24 min.
Stilrichtung: Thrash Metal, Heavy Metal
Plattenfirma: Megaforce Records
Veröffentlichung: 13.10.1989
Homepage: www.wreckingcrew.com
Jedes Mal, wenn die Retrospektive in den eigenen CD-Regalen gestartet wird und nach langer Zeit wieder das ein oder andere Schmuckstück aus den Reihen „fällt“, muss man sich eingestehen, dass heute alles gut, vieles aber früher noch besser war. Dieser Gedanke kreiste schon beim ersten Blick auf das großartige Coverartwork in den Gehirnwindungen. Im heutigen Fall weichen wir sogar ziemlich von der üblichen Schiene unseres „Klassiker´s der Woche“ ab. Nicht, weil das hier kein Klassiker wäre, aber doch um Längen härter ist als 99% aller bisher besprochenen Platten in dieser Rubrik.
OVERKILL´s Meisterwerk „The Years Of Decay“ muss heute herhalten und sich meiner Sezierung unterziehen. Dabei ist diese Scheibe von 1989 bei Leibe nicht der einzige Klassiker im Repertoire der Kapelle aus New York die bereits seit 1980 ihr Unwesen treibt. Schon das 1985er Debüt „Feel The Fire“ wird seinem Ruf als Klassiker gerecht. Mit melodischer, aber dennoch roher Gewalt erheben sich nicht zuletzt aufgrund von Bobby „Blitz“ Elsworth´s einzigartigem Gesang neun Granaten, die aber vor allem auch durch Bobby Gustavson´s variablem Gitarrenspiel geprägt werden. „Rotten To The Core“ ist auch der erste Hit der Band.
Danach gesellen sich mit „Taking Over“ 1987 und „Under The Influence“ 1988 noch zwei weitere bärenstarke Alben hinzu. Was die Amis aber 1989 mit „The Years Of Decay“ aufs Parkett zaubern, hat die Welt noch nicht gehört. Generell könnte man die Songs auf „The Years Of Decay“ in drei wesentliche Stile unterteilen: Thrash Metal, Punk und Doom Metal, jedoch nicht ohne den allgegenwärtigen OVERKILL Stil zu untergraben.
Da hätten wir das noch mit relativ klassischem Bandsound versehene Eröffnungsstück „Time To Kill“. Die Gitarren braten tief vor sich hin, der Bass summt hell darüber, die Drums strotzen nur so vor Kraft und Bobby´s Stimme ist das Bindeglied für diesen Wahnsinn. Auch „Elimination“ könnte auf einem der vergangenen Alben stehen und schlägt leicht punkige Töne an. Diesen Weg führt „I Hate“ noch konsequenter fort – ein Punksong vor dem Herrn.
Mit „Nothing To Die For“ streuen die Amis wieder einen Song ein, der an die bisherigen Alben erinnert, aber vor Spielfreude nur so strotzt. Das nächste richtige Highlight folgt mit „Playing With Spiders/Skullcrusher“. Der erste Teil ist instrumental gehalten. Mit schnellen Läufen beschwören OVERKILL eine Stimmung herauf, die auch aus „Arachnophobia“ oder ähnlichen Horrorstreifen stammen könnte, der von achtbeinigen Tierchen handelt. Die beklemmende Stimmung wird aber durch den doomigen zweiten Part „Skullcrusher“ noch verstärkt. Tiefer die Gitarren nie klingen ist hier das Motto und die Amis machen allen Kollegen, die sich dem Slowmotion-Metal verschrieben haben, alle Ehre. Der kraftvolle Sound tut sein übriges – die Drums klingen, als wären sie in einem riesigen Flugzeughangar aufgenommen worden.
Nach diesen intensiven gut zehn Minuten muss man sich erstmal abschütteln. Das funktioniert am Besten mit dem flotten „Birth Of Tension“, bei dem das erste Mal überhaupt Double-Bass Einlagen zu hören sind. Mit „Who Tends The Fire“ folgt schon der nächste Höhepunkt – eine weitere Nummer, die tief im Doom verwurzelt ist. Langsam baut sich eine klaustrophobische Atmosphäre auf um dann stoisch vor sich hin zu walzen. Ein weiterer Song, der seine Dauer spielend über acht Minuten hievt – und das ohne eine Sekunde langweilig zu werden. Das ist wahrhaft große Kunst.
Mit einer annähernd langen Spielzeit kommt der darauf folgende Titeltrack daher. Ein Protoyp einer Ballade, die aber dennoch alle Zutaten von OVERKILL beinhaltet. Zu guter Letzt gibt es mit „E.vil N.ever D.ies“ einen Nackenbrecher erster Güte, bei sich alle Bandmitglieder so richtig schön austoben können. Nicht ohne natürlich ein weiteres schwarzgefärbtes Intro bzw. einen langsamen Mittelteil einzubauen, der ein Riff zugegebenermaßen beim eigenen Stück „Who Tends The Fire“ klaut und am Schluß mitten im Schrei von Bobby Elsworth abgeschnitten wurde. Ein promptes Ende (jaja – ACCEPT´s „Princess Of The Dawn“ lässt grüßen), das den Hörer nach einer knappen Stunde einzigartigen Heavy Metals nach mehr lechzen lässt.
Mit „The Years Of Decay“ ist OVERKILL damals ein wichtiges Statement gelungen, das sie zumindest für kurze Zeit in die Nähe des Heavy Metal Throns katapultiert hat. Bedrohlich düster und heavy zeigt es eine auch heute noch großartige Band auf dem kommerziellen Höhepunkt ihrer rastlosen Karriere. In den folgenden Jahren bauten die Amis den düsteren Sound noch aus und veröffentlichten viele hochwertige Heavy Metal Alben. Live sind und waren Blitz und seine Mannen immer eine Bank – OVERKILL gehören nach wie vor zur ersten Liga des Thrash Metal.
Trackliste:
01. Time To Kill
02. Elimination
03. I Hate
04. Nothing To Die For
05. Playing With Spiders/Skullcrusher
06. Birth Of Tension
07. Who Tends The Fire
08. The Years Of Decay
09. E.vil N.ever. D.ies
Stefan
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