Dienstag, 4. Januar 2011

UNREST - By The Light Of The Moon (Klassiker der Woche)

Band: Unrest
Album: By The Light Of The Moon   
Spielzeit: 46:51 min.
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Blue Merle
Veröffentlichung: 1995

Ihr wisst ja, wie das ist. Die Alben einer Band, die man zuerst und vielleicht noch in früher Jungend entdeckt hat, sind meist die persönlichen Faves. Die Liebe zu dieser Metalband aus Bremen begann für mich mit dem 1995 erschienenen Zweitwerk „By The Light Of The Moon“. Damals hatte ich gerade in begonnen, in einem Plattenladen zu arbeiten und da entging einem natürlich nichts an neugeschmiedetem Stahl. Zumal Mitte der 1990er nicht gerade viel geboten war auf diesem Sektor. Erst zwei lange Jahre später sollten die Schweden HAMMERFALL mit ihrem umjubelten Debüt „Glory To The Brave“ der Szene wieder einen großen Impuls geben und sie damit wieder nach oben ziehen.

1995 aber zappelte jeder auf die Überreste der Grungebewegung, elektronisches Zeug oder die alten Hits der 1980er. Dabei wurden UNREST schon 1988 in Bremen gegründet, zum Original Line-Up zählten Sönke Lau (vocals), Guido Hettwer (drums), Henryk Niedbalka und Claus Wiechert (beide guitars) sowie Gerd Nawrocki (bass). Diese Besetzung blieb stabil bis 1999.

Nach zwei selbstvertriebenen Demos hieß es für die Jungs dann erstmal vom Regen in die Traufe, denn ihr offizielles Debüt „Taste It“ wurde von einem kleinen Label vertrieben, wenn man das so nennen darf. Auch der Nachfolger „By The Light Of The Moon“ stand trotz neuem Deals unter keinem besseren Stern. Nach einigen Labelwechseln, einer 3-jährigen Pause (2001-2004) schien man bei Massacre Records gut aufgehoben gewesen zu sein, die das 2006er Album „Back To The Roots“ herausbrachten. Dann allerdings machte die Gesundheit von Sänger Sönke Lau einen Strich durch die Rechnung, woraufhin sich die Band 2009 auflöste, weil kein geeigneter Ersatz gefunden werden konnte.

War das Debüt „Taste It“ noch etwas steif, konnten die Bremer Musikanten auf „By The Light Of The Moon“ ein ordentliches Brett fahren. Die Nähe zu ACCEPT hat dabei nie gestört, was haben die Solinger nach dem glatt polierten „Objection Overruled“ (mir hats gefallen) zu der Zeit denn schon abgeliefert. Weder das 94er „Death Row“ noch das zwei Jahre spätere „Predator“ konnten punkten. Wer UNREST aber als schnöden Abklatsch von ACCEPT hingestellt hat, hat die Band einfach nur unterschätzt. Erstens war Sönke Lau´s Gesang variabler als die von Mr. Metal Dirkschneider und zweitens – und das sieht man auf diesem Album besonders schön – gingen die Bremer viel abwechslungsreicher zu Werke.

Der Opener „Still Alive“ knallte ohne Vorwarnung mitten in die Magengrube. Der knochentrockene Gitarrensound, die kraftvollen Drums und Sönke´s unwiderstehliches Organ machte spätestens beim Chorus keine Gefangenen. Da lief es mir schon beim ersten Hören eiskalt den Rücken runter. Das schnelle „By The Light Of The Moon“ mit seinen Doublebass Attacken und der flotten und trotzdem filigranen Gitarrenarbeit war ein Headbanger erster Güte. Das eingängige „Going In“, das dreckige „Kick´n Ass“ oder das grimmige „I Hate You“ sind gute Beispiele für das breitgefächerte Songwriting. Klar, „Lay Down And Die“ erinnert in den Strophen arg an „Princess Of The Dawn“ und auch so können sich Einflüsse wie W.A.S.P. nicht verstecken. Wenn man sich aber einen Song wie „Sweet Christine“ anhört, dessen funkiger Einstieg in einen reinrassigen, harter Rock´n Roller übergeht, muss man die Jungs einfach lieben. Das abschließende „Moskva“ ist mehr als eine Parodie auf den berühmtesten Songs der Kollegen aus Hannover. Größtenteils von Gitarrist Klaus Wiechert auf russisch gesungen hat das Stück etwas eindringliches. Wobei man schon erwähnen muss, dass die Gesangsleistung eher zweitrangig bewertet werden muss. Nebenbei sollte man auch erwähnen, dass die restlichen Songs „Testtube“ und „Time To Go“ ebenfalls gutklassig sind und das Album perfekt abrunden.

Kommen wir zum Anfang dieser Rezension zurück: in meiner Jugend habe ich diese Scheibe zwar nicht entdeckt (wie auch, bin Jahrgang 1975), aber „By The Light Of The Moon“ war mein Erstkontakt mit UNREST – und der war ziemlich eindrucksvoll. Die Jungs haben im weiteren Verlauf ihrer Karriere noch so manches Album eingespielt, das qualitativ ähnlich hochwertig war, aber das anfangs geschilderte Szenario hat mich dazu bewogen, diese Platte für die Rubrik „Klassiker der Woche“ auszuwählen.

Leider ist das gute Stück mittlerweile sehr rar, vielleicht ergibt sich aber mal die Gelegenheit, es irgendwo zu ergattern – Ihr werdet es nicht bereuen. UNREST waren amtlicher als so manche hochgezüchtete Combo der Plattenmultis und „By The Light Of The Moon“ ein geniales Album.

Trackliste:

1.Still Alive
2.By The Light Of The Moon   
3.Going In   
4.Kick´n Ass   
5.Time To Go
6.Lay Down And Die
7.I Hate You
8.Sweet Christine
9.Testtube
10.Moskva

Stefan

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