Album: Red Dragon Cartel
Spielzeit: 46:17 min.
Stilrichtung: Heavy Metal
Plattenfirma: Frontiers Records
Veröffentlichung: 24.01.2014
Homepage: www.reddragoncartel.com
Totgesagte leben länger! Das hat sich auch im Rock´n Roll Zirkus schon des öfteren bewahrheitet. Jetzt kommt ganz unverhofft einer um die Ecke, der es in jungen Jahren zu Ruhm an der Seite von Madman OZZY OSBOURNE gebracht hat, als er 1983 zu seiner Solo-Band stieß, um das kurze Gastspiel von Brad Gillis (NIGHT RANGER) zu beenden. Und als quasi-Nachfolger des verstorbenen Randy Rhoads trat der Sohn einer Japanerin und eines Navy Soldaten in große Fußstapfen, die er auf zwei Studioalben („Bark At The Moon“ 1983 und „The Ultimate Sin“ 1986) gut ausgefüllt hatte. Nach der Trennung gründete er 1988 zusammen mit Ray Gillen, der kurzzeitig bei BLACK SABBATH sang und somit GLENN HUGHES beerben sollte, die Blues Rock Band BADLANDS. Mit ihnen nahm er zwischen 1989 und 1998 drei Studioalben. Danach wurde es sehr ruhig um den Gitarrenvirtuosen, zumindest bis 2005, als er ein Soloalbum („Retraced“) auf den Markt brachte und mit dem 2008er Longplayer „Runnin´ With The Devil“ nachlegte.
Die große Welle schlug er damit allerdings nicht und so ist es jetzt wohl an der Zeit, mit neuem Anlauf und einer neuen Band erneut ins Rampenlicht zu treten. Ganz so leicht war es dann aber doch nicht, die geeigneten Mitstreiter zu finden, denn sogar über Facebook wurde das geeignete Personal für die Vocals und die Drums gesucht. Mit dem britischen Sänger Darren James „D.J.“ Smith und dem Kanadier Jonas Fairley (drums) wurde man schließlich fündig, der Bass wurde vom langjährigen Freund Ronnie Mancuso übernommen, der bei den Melodic Rockern BEGGARS & THIEVES sowohl als Sessiongitarrist als auch als Produzent und Songwriter fungierte. Über ihn dürfte wohl auch der Deal mit den italienischen Melodic-Spezialisten Frontiers Records zu Stande gekommen sein.
Etwas kurios, denn eines ist das selbstbetitelte Debüt von RED DRAGON CARTEL nämlich nicht: melodischer Hardrock. Heavy Metal ist wohl die treffendere Bezeichnung, und modern noch dazu. Denn der Großteil auf dem 10-Tracker tönt irgendwo zwischen Bands wie DOWN und dem neuen Schaffen von MÖTLEY CRÜE (ab 1994). Das verwundert auch nicht weiter, wenn man bedenkt, wer hier als Soundmann tätig war. Denn mit Kevin Churko (OZZY OSBOURNE, HINDER, ROB ZOMBIE u.v.m.) wurde ein sicherlich kommende Legende unter den Knöpfchendrehern verpflichtet.
Einen kraftvollen und überaus gelungenen Start kann man mit „Deceived“ verbuchen. Mit der richtigen Balance aus Härte und Melodie erinnert der Song zwar etwas an neueres Material des Madmans himself ist aber doch melodiöser und mit Hilfe der wütenden Vocals von D.J. Smith durchaus eigenständig. „Shout It Out“ gerät dann noch einen Ticken moderner und erinnert mich etwas an den Soloausflug von MÖTLEY CRÜE´s Tommy Lee – speziell an das METHODS OF MAYHEM Album. Mit „Feeder“ steht der erste Gastbeitrag an, für den der CHEAP TRICK Frontmann Robin Zander das Mikro in die Hand genommen hat. Auch hier sind Parallelen zum Prince Of Darkness präsent.
Ruhiger wird es mit „Fall From The Sky“ – allerdings auch langweiliger. Das von Paul Di´Anno interpretierte „Wasted“ kann auch nicht an das gute Eingangstrio anknüpfen. Zwar kehrt beim letztgenannten Song die Power zurück, weist aber auch deutliche Schwächen im Songwriting auf. Das etwas morbide „Slave“ kann aber noch einmal ein Ausrufezeichen setzen und RED DRAGON CARTEL von seiner Schokoladenseite zeigen. Bei „Big Mouth“ gibt es einen richtig überraschenden Gastbeitrag von Sängerin Maria Brink (IN THIS MOMENT), die sich in bester Manier die Seele aus dem Leib schreit.
Das traditionellste Werk auf „Red Dragon Cartel“ ist zugleich auch das, welches am Meisten abgekupfert klingt. Hier rifft sich der Meister durch die glorreiche Vergangenheit seines ehemaligen Brötchengebers OSBOURNE ohne Rücksicht auf Verluste. Melodiöser und rockiger wird es dann bei dem von Sass Jordan vorgetragene „Redeem Me“, die mit ihrer Rockröhre (die nicht selten an MELISSA ETHERIDGE erinnert) Akzente setzen kann, dem etatmäßigen Sänger D.J. Smith aber eher die Authoriät untergräbt. Das ist zumindest mein Eindruck, denn von 10 Songs übernimmt er gerade mal bei der Hälfte das Mikrofon und muss sowohl 4 Gastbeiträge als auch ein Instrumental über sich ergehen lassen. Letzteres hört auf den Namen „Exquisite Tenderness“ und macht den Hörer beim Finale noch ein weiteres Mal ziemlich stutzig. Nach wilden Gitarreneskapaden (die hat Jake E. Lee immer noch perfekt drauf) gibt es hier zwei und eine halbe Minute fast schon klassisches Klavier- ähem Geklimper auf die Lauscher.
Damit ist die Verwirrung komplett: was will uns Jake E. Lee mit dem Debüt von RED DRAGON CARTEL sagen? OK, den letzten Song sollte man nicht überbewerten, aber er ist bezeichnend für diese Platte. Irgendwie wissen die Macher nicht, wo sie hin wollen. Hier und da blitzt das Können gewaltig auf (damit ist eher das Songwriting gemeint, an der Qualität der Musiker gibt es überhaupt nichts auszusetzen) und dann galoppiert man wieder in eine komplett andere Richtung. „Red Dragon Cartel“ ist ein durchwachsenes Album, das allerdings mit seinen Highlights richtig dicke Ausrufezeichen setzen kann und überhaupt nicht ideenlos daherkommt. Doch die Variabilität geht hier nach hinten los und könnte eher als Orientierungslosigkeit schlechtgemacht werden. Ganz so dick wollen hier aber dennoch nicht auftragen, denn immerhin haben die Herrschaften richtig gute Song im Gepäck und dieses Debüt macht neugierig auf zukünftige Taten!
WERTUNG:
Trackliste:
01. Deceived
02. Shout It Out
03. Feeder (feat. Robin Zander)
04. Fall From The Sky
05. Wasted (feat. Paul Di´Anno)
06. Slave
07. Big Mouth (feat. Maria Brink)
08. War Machine
09. Redeem Me (feat. Sass Jordan)
10. Exquisite Tenderness
Stefan
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