Band: Jizzy Pearl´s Love/Hate
Album: Crucified
Spielzeit: 22:19 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Eigenvertrieb
Veröffentlichung: 20.12.2013
Homepage: www.jizzypearl.com
Anfang der 90er des vergangenen Jahrtausends fand in der Musikszene ein großer Wandel statt. Anders als heutzutage, wo nahezu alle Musikstile nebeneinander herleben und der seelenlose Plastikmüll in den Charts präsent ist, waren die 80er wohl das wildeste Jahrzehnt. Schon in der Mitte dieser Dekade gründeten sich LOVE/HATE, die zunächst noch unter DATACLAN firmierten und eher New Wave Sound machten. Nach der Unterschrift unter den Plattenvertrag 1989 wurde ihr mächtiges Debüt „Blackout In A Red Room“ veröffentlicht und traf den damaligen Zeitgeist wie ein Blitz. LOVE/HATE waren anders als die zahlreichen Sunset Strip Combos, die nicht nur alle gleich aussahen sondern oft auch komplett identische Musik machten. LOVE/HATE waren wild und hungrig, anders als die satten MÖTLEY CRÜE´s dieser Welt (die zwar zugegebenermaßen mit „Dr. Feelgood“ gerade ihr erfolgreichstes und mit bestes Album in den Regalen stehen hatten, dann aber rapide in Selbstzufriedenheit und Egoismus untergingen) und brachten neue Facetten in den Sound, der sich immer noch Hair Metal nannte.
Einen großen Anteil am Erfolg von LOVE/HATE hatte sicher deren extravagante Frontmann Jizzy Pearl, der nicht nur einen aggressiveren Gesangsstil an den Tag brachte sondern auch eine besondere Aura. Doch schon nach dem zweiten Album „Wasted In America“ (zu dessen Promotion sich Jizzy bekanntermaßen an einem Kreuz an das „Y“ des Hollywood Schriftzuges in Los Angeles hängen ließ) ging es steil bergab. Und doch versuchte man mit moderatem Erfolg, die Band mit immer neuen Mitgliedern am Laufen zu halten, bis Ende des Jahrtausends endgültig der Vorhang fiel.
Jizzy selbst war da schon lange nicht mehr mit von der Partie. Er stieg 1999 bei den L.A. GUNS ein und hat seither eine Vielzahl an Engagements angenommen. Neben der Vermächtnisverwaltung von LOVE/HATE ist er neuerdings auch bei QUIET RIOT aktiv. Jetzt hat er allerdings die Zeichen der Zeit erkannt und zusammen mit nicht näher benannten Musikern diesen 6-Tracker auf den Weg gebracht, dessen erster Song gleich die medienwirksame Aktion auf den Hollywood Hills zum Thema hat. Auch das Cover ist daran angelehnt.
„Hanging Out To Dry“ ist ein etwas verrückter, flotter Song, der keine Zeit zum Atmen lässt und schon nach gut 2 Minuten sein Ende findet. Aber nach ein paar Durchgängen zeigt das Stück seine wirkliche Pracht. „Sunny Day“ kommt da schon massentauglicher daher. In zähem Tempo zelebriert Mr. Pearl, wie guter Hardrock heute zu klingen hat. „You´re Making Me Nervous“ ist ebenfalls ein recht einfach strukturierter Song, der allerdings nicht mehr so zupacken kann, wie die ersten beiden.
Jizzy Pearl will die alten Zeiten noch einmal aufleben lassen. Mit seiner Reinkarnation von LOVE/HATE, (die wahrscheinlich aus rechtlichen Gründen) den Zusatz Jizzy Pearl´s trägt, muss er sich trotz allem an den beiden ersten Sahneschnitten messen lassen, die zwischen 1990 und 1992 erschienen sind. Zwar versucht er in dem wilden „Hanging Out To Dry“ genau dort anzusetzen, verliert sich aber im weiteren Verlauf der EP immer mehr in Melancholie. Vom zähnefletschenden Straßenköter ist 2014 nichts mehr übrig und Mr. Pearl wäre gut damit beraten, die alten Zeiten ruhen zu lassen und nicht noch extra in die Promo-Info drucken zu lassen, dass das Material hier an die Anfangszeiten der Band angelehnt sind. Wenn man das außer Acht lässt, rocken die Tracks ganz ordentlich und lassen auch einmal die Zeit, um Luft zu holen – in der zweiten Hälfte manchmal zu viel.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Hanging Out To Dry
02. Sunny Day
03. You´re Making Me Nervous
04. I Don´t want To Be Your Baby
05. Love Is All
06. Too Late
Stefan
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