Band: Gruselkabinett
Album: Träume im Hexenhaus (Hörspiel)
Spielzeit: 65 min.
Stilrichtung: Hörspiel
Plattenfirma: Titania Medien
Veröffentlichung: 15.05.2015
Homepage: www.titania-medien.de
Grusel bzw. Horror und Metal – das geht doch immer. Nicht gerade wenige Hartwurst Bands haben Ihre Musik auf literarischen Vorlagen aus dem Schauer Sektor aufgebaut, manche Bands beziehen sich gar inhaltlich weitestgehend komplett auf das Schaffen eines bestimmten Schriftstellers (wie z.B. Sulphur Aeon, The Vision Bleak oder Fields of the Nephilim). Eine ganz besondere Stellung in der klassischen Horror-Literatur nimmt, neben Edgar Allan Poe, der legendäre H. P. Lovecraft ein, der immer wieder als Inspiration von Metal Bands verschiedenster Couleur zitiert wird. Wie kaum ein anderer hat Lovecraft apokalyptische, gespenstische Alptraum Szenarien in dem weit gesteckten Feld zwischen Horror und Science Fiction erschaffen, die die Phantasie von Generationen von Künstlern aus den verschiedensten Genres beflügelt haben. Für uns Grund genug heute einmal die gewohnten Pfade zu verlassen und einem neu erschienen H.P. Lovecraft Hörspiel auf den Zahn zu fühlen.
Interessanterweise hat sich das Titania Label, das seit vielen Jahren die fabelhafte Hörspielreihe „Gruselkabinett“ für ein begieriges Publikum produziert, anlässlich der 100. Jubiläumsfolge eine der obskursten und auch umstrittensten Lovecraft Stories ausgewählt: wurde „Träume im Hexenhaus“ seinerzeit von der Kritik nicht gerade mit Lob überhäuft und mitunter verständnislos belächelt, so hat sich das Blatt in späteren Jahren gewendet und die Geschichte gilt heute für viele als einer der elementaren Teile des berühmten Cthulhu-Mythos. Wer die Geschichte liest muss sich allerdings unweigerlich die Frage stellen, wie man diesen Stoff als Hörbuch umsetzen soll. Lovecraft hatte sich bei der Geschichte durchaus ein wenig an der Balance aus Inhalt und Form verhoben und den interessanten konzeptionellen Überbau mit einer nur leidlich ausgearbeiteten echten Geschichte garniert. Dank der athmosphärisch dichten, gut durchdachten Regie des neuen Hörspiels ist der Zuhörer aber schnell mitten drin im Geschehen und dem schleichenden Wahnsinn, der den jungen Studenten Walter Gilman gefangen nimmt. Wir werden Zeuge des unabwendbaren Abstiegs in die absonderlichen Parallelwelten Lovecrafts, bis zum bitteren Ende, und das Fehlen der detailierten psychedelisch/wirren Beschreibungen der manchmal ausschweifenden Vorlage ist im Hörbuch die dramaturgisch bessere Wahl. Wie bei der Gruselkabinett-Reihe gewohnt, lebt das Hörspiel von der vortrefflichen Auswahl an Sprechern, allen voran Hannes Maurer als Walter Gilman und Wilfried Herbst als der zutiefst religiöse Mazurewicz.
Als Schmankerl gibt’s bei dieser Jubiläums-Folge eine Bonus-DVD obendrauf (die 52-minütige Dokumentation "Titania Medien – Ein atmosphärisches Portrait"), die einen sehr interessanten Blick über die Schulter der Leute gibt, die in mühevoller Arbeit Ihr Herzblut und Ihre Leidenschaft einem Nischenmedium gewidmet haben. Die Entstehungsgeschichte eines Titania Hörspiels wird hier von vorne bis hinten aufd sympatische und ehrliche Art geschildert - für Fans ein Muss und ein lohnender Mehrwert zu der gelungenen Jubiläums-Folge.
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Mario
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