Band: Haken
Album: Affinity
Spielzeit: 61:45 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Inside/Out Records
Veröffentlichung: 29.04.2016
Homepage: www.hakenmusic.com
Mit Ihrem letzten Album "TheMountain" haben sich die Briten HAKEN endgültig einen
hervorragenden internationalen Ruf erarbeitet und weltweit Scharen an
neuen Fans eingesammelt. Meine Befürchtungen, dass die Band Ihren
Zenith erreicht hatte und jedes weitere Album im besten Fall das hohe
Niveau von "The Mountain" mit Mühe würde halten können
haben sich nun mit "Affinity" zum Glück als unbegründet
erwiesen. Dass die Band, die den Neuzugang am Bass bestens in den Bandsound eingebettet hat, mit Album No. 4 nochmals dermassen einen drauf
setzen könnte, hatte ich nicht zu hoffen gewagt. Tja, so kann man
sich irren. "Affinity" ist ein Ereignis, jeder einzelne
Song eine Perle, für die andere Bands eine Menge unanständige Dinge
tun würden.
Der bereits vorab als Video/Single
Veröffentlichte Opener "Initiate" mag auf den ersten Hör mit
seinen dezenten Leprous-Verweisen und dem quasi Nichtvorhandensein
eines griffigen Refrains etwas sperrig wirken, entfaltet aber nach
einigen Durchgängen eine ungeheure Sogkraft. Weiter geht es mit der
passend betitelten Wundertüte "1985" bei dem
geschmackvolle und detailverliebte 80er Referenzen (auch dank der
hervorragenden Produktion) mit modernem Prog Metal eine faszinierende
Symbiose eingehen. Das spielerische Niveau der Band ist atemberaubend
und wann hat man auf einer Dream Theater Scheibe schon das letzte mal
ein Keyboardsolo gehört das den Hörer wirklich mit Spannung an die
Lautsprecher bannt? "The Architect", der obligatorische
Longtrack und gleichzeitig Dreh- und Angelpunkt der Scheibe,
offenbart das Selbstbewusstsein und die Nonchalance mit der HAKEN
mittlerweile selbst die verrücktesten Einfälle in schlüssige Songs
umsetzen können - Anspruch und Eingängigkeit ganz
selbstverständlich nebeneinander. Dank des Gastbeitrags von
Leprous-Fronter Einar Stolberg, der einige garstige Vocals beisteuerte, werden
hier auch härtetechnisch neue Grenzen gezogen. Und wer einem solch
durchgeknallten Brett dann einen Breitwand-Traum wie "Earthrise"
hinterher schicken kann, hat eh alle Trümpfe in der Hand. HAKEN
nehmen die modernen/djentigen Parts einer Band wie Between The Buried
and Me (verzichten aber auf das klinisch Sterile), das Frickelige von
Dream Theater (ohne die vorhersehbaren Baukasten Arrangements), das
Grandiose eines Devin Townshend (ohne den Kitsch) und setzen dem
ganzen mit Ross Jennings' sehr individuellen Stimme und einmaligen
Melodieführung die Krone auf.
Ja, ich bin ziemlich hin und weg. Das
von Jens Bogren mit Feingefühl und Umsicht perfekt gemixte
"Affinity" ist bereits jetzt mein persönliches Prog
Highlight des Jahres und einem 08/15-Werk wie "The Astonishing"
um Längen voraus. Man tut Dream Theater wahrlich keinen Gefallen
wenn man deren letzten Output mit "Affinity" vergleicht.
Aufgrund der Tatsache, dass die Scheibe gegen Ende mit dem nicht ganz
so zwingenden "Red Giant" einen leichten Durchhänger hat
und da ich jetzt tatsächlich davon ausgehe, dass für HAKEN noch
nicht das letzte kreative Wort gefallen ist, bleiben wir mal knapp
unter der Höchstnote. Die wäre, bei normalen Standards, aber
wahrlich angebracht und keine Untertreibung.
WERTUNG:
Trackliste:
01. affinity.exe
02. Initiate
03. 1985
04. Lapse
05. The Architect
06. Earthrise
07. Red Giant
08. The Endless Knot
09. Bound by Gravity
Mario
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