Album: Her Halo
Spielzeit: 56:52 min
Stilrichtung: Progressive
Metal
Plattenfirma: Music
Theories Recordings/Mascot Label Group
Veröffentlichung:
30.10.2015
Homepage:
www.teramaze.com.au
Die Australier
TERAMAZE waren zuletzt mit Ihrer ziemlich überzeugenden vierten
Scheibe „Esoteric Symbolism” hier bei uns in der Rock
Garage zu Besuch. Schon damals war ich von der Band um den
fantastischen Gitarristen Dean Wells angetan, habe bei der
Punktevergabe aber doch vielleicht einen halben bis ganzen Punkt zu
hoch angesetzt – in der Rückschau haperte es auf der 2014er
Scheibe dann doch noch etwas in Sachen kohärentem Songwriting und
Frontstimme mit Wiedererkennungswert. Beides Baustellen, die die
Jungs auf Ihrer nun vorliegenden 5. Platte in Angriff genommen haben:
die Kompositionen sind konsequenter auf den Punkt gebracht (man
könnte auch sagen: kommerzieller ausgerichtet) und dank des Wechsels
am Mikro (der Neue hört auf den Namen Nathan Peachy) auch ein Stück
weit glatter und massenkompatibler.
Das ist allerdings beim Einstieg nur
auf dem Papier wirklich greifbar, denn gleich der Opener “An
Ordinary Dream (Enla Momento)“ ist ein über 12 Minuten langer
Brocken, der den Gelegenheitshörer mal sofort vor eine recht
unüberschaubare Herausforderung stellt. Und hier sind dann auch
schon alle bekannten TERAMAZE Zutaten vorhanden: fettes, leicht
thrashiges Riffing, Prog-Spielereien die gekonnt in versteckte
Details eingebaut sind und zahllose Windungen und Arrangement-Tricks.
Die Frage ist natürlich auch hier, ob die Kernstücke zünden,
sprich, ob die Melodien auch hängenbleiben. Und das muss wohl jeder
selber herausfinden. Sänger Peachy macht seine Sache jedenfalls sehr
gut, ist im Vergleich zu seinem Vorgänger aber auch eine Ecke
weniger aggressiv unterwegs. Das scheint aber auch für das gesamte
neue Konzept der Jungs zu gelten, denn der Titeltrack zum Beispiel
ist konsequent auf Schönklang gebürstet, was Fans des bisherigen
Sounds der Band womöglich ein wenig vor den Kopf stossen mag. Aber
jedem können die Jungs es natürlich auch nicht recht machen. „Her
Halo“ ist mit seiner poppigen Schlagseite jedenfalls eines der
Highlights des Albums, das mit dem grandiosen Instrumental „Trapeze“
und dem leicht Dream Theater lastigen, verspielten „Delusions of
Grandeur“ noch weitere starke Songs zu bieten hat. Der Rest des
Albums ist auf demselben handwerklich beeindruckenden, kompositorisch
immer kurz vorm Kitsch einhaltenden Niveau. Lediglich das banale,
balladeske „Broken“ kommt leider absolut nicht aus dem Quark .
Ich befürchte ein
wenig, dass das immense spielerische, ja, handwerkliche, Talent von
Dean Wells nie ganz die verdienten Früchte einbringen wird. Was der
Junge (plus seine Mitstreiter) musikalisch fabrizieren ist oberste
Championsleague – leider ist es ihm bisher noch nicht gelungen auch
die entsprechenden zeitlosen, wirklich zwingenden Songs drumherum zu
schreiben. Auch mit „Her Halo“ hinken TERAMAZE den eigenen
Ansprüchen hinterher: von Jacob Hansen (u.a Kamelot, Primal
Fear, Evergrey) soundtechnisch natürlich
hammermässig in Szene gesetzt, auf spielerischem Top-Niveau und mit
durchaus guten Songideen fehlt immer noch der letzte, geniale Funke,
der eine Band wie Dream Theater oder Symphony X auf den Olamp
katapultiert hat, den Bands aus der zweiten Reihe aber leider
verwehrt bleibt. Bei mir jedenfalls wecken auch die neuen, deutlich
auf Eingängigkeit und Kommerz ausgerichteten Songs ebenso wenig
restlose Begeisterung wie das deutlich härtere (und auch
eigenwilligere) Material der Vorgängerscheibe. Das 5. Album der Band
aus Down-Under ist alles andre als schlecht, aber der ganz grosse
Wurf ist es auch noch nicht ...
WERTUNG:
Trackliste:
01. An Ordinary Dream
(Enla Momento)
02. To Love, a Tyrant
03. Her Halo
04. Out of Subconscious
05. For the Innocent
06. Trapeze
07. Broken
08. Delusions of Grandeur
Mario
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