Band: Sturm und Drang
Album: Graduation Day
Plattenfirma: Warner Music
Veröffentlichung: 21.09.2012
Homepage: www.sturmunddrang.fi
Mit ihrem Debüt „Learning To Rock“ haben die Jungspunde von STURM UND DRANG für die ein oder andere offene Futterluke gesorgt. Immerhin waren die Mitwirkenden damals alle noch weit unter 18 Jahre jung. Ähnlich wie das deutsche Pendant KISSIN DYNAMITE starteten André Linman (voc, git.), Alexander Ivars (git.), Henrik Kurkiala (bass), Jesper Welroos (key.) und Calle Fahllund (drums) voll durch und legten eine Abgebrühtheit an den Tag, wie man es selten erlebt hat. Passend betitelt suchte der Erstling noch nach einer Marschrichtung und tendierte irgendwo zwischen 3-Akkorde Rock und Heavy Metal a´la STRATOVARIUS oder HAMMERFALL. Das zweite Album „Rock´n Roll Children“ setzte den Weg fort, wurde aber „nur“ noch mit Gold ausgezeichnet, für das Debüt konnte man Platin abräumen. Nach einer dreijährigen Pause und zwei Besetzungswechseln – neu sind Joel Wendlin am Bass und Jani Kuoppamaa an der Gitarre – holen die Finnen zu einem neuen Rundumschlag aus, der auf den Namen „Graduation Day“ getauft wurde.
Sind die Herrschaften also auch musikalisch erwachsen geworden? Nun, eines ist geblieben – und zwar der Zick-Zack-Kurs der Musikrichtungen, der sich wie schon früher fast über das komplette Album zieht. Einmal wird richtig heavy drauflos gerockt und mal spielt man mit elektronischen Samples, um dann einen vor Schmalz triefenden Melodicsong aus dem Hut zu zaubern. Zwischendurch finden sich einige wirklich tolle Songs aber auch eben auch Stücke mit etwas zu viel Pathos.
„Your Love Is For Sale“ nennt sich der Opener auf „Graduation Day“. Und da kann man schon mal mit dem Fuß wippen. Die Jungs treffen hier genau die Mitte aus Härte und Eingängigkeit. Die wuchtige Produktion steht den Finnen ebenfalls gut zu Gesicht. „Dark Little Angel Of Mine“ beginnt recht verhalten, steigert sich aber im Verlauf zu einer flotten Nummer, die gar nicht mal so schlecht ist. Das dramatische „Molly The Murderer“ kann mich aber so gar nicht begeistern. Entweder versuchen die Jungs mit aller Kraft, einen Hit zu landen oder ich weiß auch nicht, was hier falsch gelaufen ist. Das kommerzielle „Lucky“ ist eine Sicherheitsnummer, die zwar nett anzuhören ist, aber doch eher das Niveau einer Casting-Show hat. Ganz anders bei „Hammer To Fall“: hier wird hart gerockt, hier ist die ganze Frische vergangener Tage zu spüren. Respekt. „Goddamn Liar“ lässt dieses tolle Stück sogleich wieder verpuffen. Blutleere Samples und ein Refrain, der von Dieter Bohlen stammen könnte – Mann oh Mann. „Fatherland“ beginnt wie das gleichnamige Lied von DIE KRUPPS, entwickelt sich nach und nach aber doch zum Rocksong, abermals hart an der Schmerzgrenze. Leider haben die Jungs ihr Pulver schon weitestgehend verschossen, denn „I Hurt Myself“ ist nicht der Rede wert und „Party Like A Rockstar“ könnte auch ein 90´s Dancesong sein, wenn es keine verzerrten Gitarren zu hören gäbe. Zu guter Letzt bäumt sich der Fünfer bei „Light Years Apart“ noch einmal ein bisschen auf.
Finnische Musiker sind ja seit jeher dafür bekannt, am Rande zum Kitsch einen wahren Drahtseilakt zu vollbringen, im Falle der neuen Scheibe von STURM UND DRANG ist das zum Teil leider echt in die Hose gegangen. Trotz alledem hören wir hier aber sehr begabte junge Rocker, die anscheindend immer noch auf der Suche nach ihrer musikalischen Identität sind. „Graduation Day“ ist in sich nicht stimmig, auch wenn es einige starke Momente hat. Leider.
WERTUNG:
Trackliste:
1.Your Love Is For Sale
2.Dark Little Angel Of Mine
3.Molly The Murderer
4.Lucky
5.Hammer To Fall
6.Goddamn Liar
7.Fatherland
8.I Hurt Myself
9.Party Like A Rockstar
10.Light Years Apart
Stefan
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