Band: Fates Warning
Album: Theories of Flight
Spielzeit: 52:17 min
Stilrichtung: Progressive Metal
Plattenfirma: Inside Out Music
Veröffentlichung: 01.07.2016
Homepage: www.fateswarning.com
Ich war nie ein glühender FATES
WARNING Verehrer - ich habe die Band über viele Jahre hinweg
beobachtet und respektiert, aber einen richtigen Zugang zu Ihren
Alben (mit Ausnahme von Parallels und Inside/Out) habe ich nie
wirklich gefunden. Zu klinisch war mir stets die Produktion, zu sehr
schien Sänger Ray Alder an der kurzen Kette gehalten zu sein. Eben
diese Elemente machten für mich das letzte Studio-Werk ("Darkness In A Different Light", 2013) zwar zu einem objektiv betrachtet
starken, aber auch etwas kühl kalkulierten Album. Die Band versuchte
darauf zu weiten Teilen den Spagat zwischen alten Tugenden und
dezenten Annäherungen an aktuelle Trends. Zu Begeisterungsstürmen
hat es aber bei mir nicht geführt. Damals wie heute wurde die
Veröffentlichung der neuen FATES WARNING Scheibe von frischen Alben
der Kollegen Haken und Deam Theater flankiert und es ist schon
interessant zu sehen welchen Weg diese Bands seitdem gegangen sind.
Während Dream Theater mit "The Astonishing" das wohl
zahnloseste, überflüssigste Werk ihrer Bandgeschichte hingelegt
haben, beglückten die Verrückten von der Insel die Szene mit einem
weiteren beeindruckenden Brocken, der noch länger widerhallen
dürfte. Und FATES WARNING? Tja, die legen mit "Theories of
Flight" einen Brecher vor, den ich den Jungs niemals zugetraut
hätte und der sogar das viel gelobte "Affinity" von Haken
auf der Zielgerade überholt.
Bereits die Gitarrensounds im Opener
lassen erahnen, dass Jim Matheos und seine Getreuen diesmal bewusst neue
Wege beschreiten und nicht auf Nummer sicher gehen. Von Jens Bogren
fantastisch gemixt und gemastert, hauen FATES WARNING uns eine
Handvoll Mördertracks um die Ohren, für die andere Bands Ihre Oma
verhökern würden. Dabei klingt die Band dermassen hungrig und wild
entschlossen, als hätten wir es mit einer Bande 18-jähriger zu tun.
Ob in dem mit einem bärenstarken Refrain/Spannungsbogen
ausgestatteten "From the Rooftops", dem Hook-Monster "Seven
Stars", dem kantig harten "White Flag" oder der
schicken Emotionsgranate "The Ghosts of Home" - FATES
WARNING haben lange nicht mehr so überzeugend und mitreissend
geklungen. Neben den "normal" langen Tracks gibt es diesmal
auch 2 Longtracks zu bestaunen, die es in sich haben: während "Like
Stars Our Eyes Have Seen" mit tollen Ideen begeistern kann, ist das wunderbare "The Light
and Shade of Things" schlicht einer der geilsten Songs den die
Band jemals geschrieben hat. Auch wenn jedem der Musiker ein
überschwengliches Lob gebührt (das Drumming von Bobby Jarzombek ist
von einem anderen Stern), so ist der Held der Scheibe ganz eindeutig
Ray Alder. Er liefert auf "Theories of Flight" die stärkste
Gesangsleistung seiner Karriere ab und gibt den Tracks, die mit
einer, für FATES WARING Verhältnisse, unerwarteten Heavyness
aufwarten, den nötigen Punch ohne dabei in agressives Gebrülle zu
verfallen. Seine stimmliche Präsenz (perfekt im Studio eingefangen
und in die Songs eingebettet) packt feste zu und lässt den Hörer
bis zum Ende der Scheibe nicht mehr los. Die Songs scheinen ihm auf
den Leib geschneidert zu sein, denn im Gegensatz zu früher klingt er
keineswegs wie das 5. Rad am Wagen sondern vielmehr wie der Kapitän
am Ruder, der seine Mannen durch den Sturm geleitet. Der etwas laue,
entschleunigende Titeltrack am Ende des Albums hält zwar nicht ganz
das Niveau des Albums, aber das ist bei der schwindelerregenden
Energie, die die Scheibe freisetzt auch gar nicht weiter schlimm.
Noch ein Wort zum Sound der Platte: Die
Produktion von "Theories of Flight" ist für FATES WARNING
Verhältnisse regelrecht erdig geraten, die Drums drücken amtlich,
die Gitarren haben eine natürliche, perfekt ausbalancierte Färbung,
der Bass macht genau dort Rabatz wo es sein soll und Alder liefert,
wie bereits gesagt, eine einfach überragende Leistung ab. Hier macht
sich die Investition in einen Top-Sound Fachmann wie Bohren einer ist wirklich bezahlt.
Und wenn dieser dann mit solchem eindrucksvoll von Matheos produziertem
Material arbeiten kann, dann entstehen halt auch Alben die Zeichen
setzen. Für mich ist "Theories of Flight" das bisher
stärkste Prog-Metal Album des Jahres und eine absolute
Kaufempfehlung für alle Genre Freunde. Hammerteil!
WERTUNG:
Trackliste
01. From the Rooftops
02. Seven Stars
03. SOS
04. The Light and Shade of Things
05. White Flag
06. Like Stars Our Eyes Have Seen
07. The Ghosts of Home
08. Theories of Flight
Mario
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