Forscher haben jüngst festgestellt, dass es in den Genen liegt, welche Musik wir gerne hören, welche Klänge uns glücklich machen. Damit hat man alle Chancen, seinen Nachwuchs an die Rock-Musik heranzuführen, wenn man auf kulturelle Werte setzt. Man beschallt vernünftigerweise zusätzlich zu dem Glücksspiel mit den Genen sein Ungeborenes bereits in Mamas persönlichem Schwimmparadies mit gekonnten Gitarrenriffs.
Natürlich kommen Eure Kids irgendwann in das Alter, in dem sie rebellieren und sich Reibepunkte suchen. Dann wirken Rezepte, die bereits seit Generationen als Mysterien unter Eltern weitergegeben werden...
Nehmen wir eine junge Nachwuchsbands, die es ja zum Glück noch gibt. Eure Söhne sehen in ihnen ihre eigenen (biertrinkenden) Kumpels – nur viel cooler. Eure Töchter... Naja, Mädels und Musiker sind eine Symbiose, darauf einzugehen würde den Artikel sprengen. Jedenfalls besorgt ihr das folgende Video von einer Band Eurer Wahl, die dem jeweiligen Sprössling gefallen könnte, und lasst es dort liegen, wo Euer Ableger es 100%ig finden muss. Wenn ihr Euren Nachwuchs dann „erwischt“, wie er/sie sich das Video anschaut, murmelt ihr etwas von „weiß gar nicht, wo er/sie so was her hat“, „wie kommt das in mein Haus“. Bloß nicht was von „Teufelswerk“, denn das ist bei den cleveren Teenies durchschaubar, da doch sehr dick aufgetragen.
Je mehr Euer Teenie dann den Eindruck hat, dass Ihr dagegen seid, umso besser wird es ihm gefallen. Natürlich erhebt Ihr Euer Veto, wenn Konzerte von der Band besucht werden sollen. Lasst Euch natürlich nur mit Überredungskunst erweichen. Vielleicht springt ja sogar das (leere) Versprechen dabei raus, dass Sonntag Euer Auto gewaschen und poliert wird. Falls Ihr den Abend zum selben Auftritt geht, achtet darauf, dass Ihr Euch in den hinteren Reihen aufhaltet, damit Euer Kind es nicht spitz bekommt! Und wenn Ihr doch das Pech habt, dort gesehen zu werden, hilft nur die Flucht nach vorn: „Ich wollte nur ein Auge auf Dich werfen, damit Du nicht KOMPLETT verdorben wirst!“...
Strategien wie diese sind seit Generationen erfolgreich – bei den Doors, die zahllosen Mädels die Unschuld nahmen; bei den Rolling Stones, die die sauberen Beatles seit Jahrzehnten überleben; bei AC/DC, die die berühmten double horns salonfähig machten; bei Guns n’ Roses, der ehemals gefährlichsten Band der Welt... Ich raube Euch Eure Illusionen über Eure Kindheit und Jugend? Ja, dachtet Ihr allen Ernstes, wenn Ihr zu einem Rock-Konzert gegangen seid, haben sich Eure Eltern auch nur eine Minute lang Sorgen gemacht? Nein – denn sie WUSSTEN, dass Ihr gut aufgehoben seid und das Ihr ein Stück Kultur mitbekommt! Haben sich unsere Eltern Sorgen über einen abendlichen Babysitter machen müssen? Nein, denn wir hatten die berühmtesten Babysitter der Welt! Wir wurden von Alice Cooper, von Lemmy, von Ozzy... gesittet! Eure Eltern waren erfreut, sie wussten, dass Ihr nicht auf der Straße herumhängt und Drogen nehmt! Das Bierchen zwischendurch ab einem bestimmten Alter, okay – normaler geht es doch kaum! Genauso wie Sorgen um KiTas (das Wort gab es zu meiner Kindheit noch gar nicht) oder mangelnde Kinderhortplätze, Ganztagsschulen... Man traf sich und hörte Rock-Musik! Das brauchten wir doch gar nicht! Das war wie ein großer Rock n’ Roll-Kindergarten!
Allerdings muss ich Euch warnen, wenn Ihr in diese Rolle einsteigt. Manchmal kann man nicht mehr so gut aus dieser rausschlüpfen, da man ja immer Elterntier bleibt. Meine Eltern z. B. hüten, wenn wir zu Rock-Konzerten unterwegs sind, unsere Hunde und danach übernachten wir dort und bekommen morgens ein Frühstück. Ich liebe meine Eltern! Als wir im Herbst von einem Slash-Konzert kamen - mitten in der Nacht, da der Gitarren-Gott eine Autogrammstunde anschloss (und nein, wir waren nicht die Ältesten; wir waren altersmäßig im guten Mittelfeld und in unserer Nähe stand sogar eine gebrechliche Dame mit Rollator) - kam von meiner Mutter ein Kommentar „rumgetrieben bis in die Nacht haben sie sich“. Mein Mann drückte meine Mutter kurz an sich und sagte ihr: „Aber Ursel, wir haben uns doch nicht rumgetrieben. Wir unterstanden der Aufsicht älterer Herrschaften“. Und somit war die Idylle wieder hergestellt, meine Mutter erinnerte sich wohl daran, dass sie ihre musische Erziehung anständig geleistet hat.
Wie es bei all dem kommt, dass trotzdem arme Kinder im Techno- oder Dance Floor-Sumpf versinken...?! Auch dafür habe ich eine Erklärung. Es sind die Mütter, die bis zu einem bestimmten Monat ihrer Schwangerschaft ihrem Job am Fliessband einer Konservenfabrik nachgehen. Dort hören die Embryonen das rhythmische Herunterfallen der Konservendosen in regelmäßigen Abständen: Bumm-bumm-bumm... Zwischendurch immer wieder ein Ruf vom Staplerfahrer, der die Palette abholt „Vorsicht!“, „Achtung!“, „Aus dem Weg!“. Damit ist klar, dass Mutterschutz gesetzlich schon eher greifen sollte. Einigen Kids schadet es auf Dauer nicht. Aber einige scheinen leider musikalische Langzeitschäden zu erleiden.
Also, liebe Eltern, Ihr habt es in der Hand... Führt Eure Kids in die Welt des Rock n’ Roll ein!
Sandra
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