Band: (Geoff Tate’s) Queensryche
Album: Frequency Unknown
Spielzeit: 63:16 min
Plattenfirma: Deadline Music/Cleopatra
Veröffentlichung: 26.04.2013
Homepage: www.queensryche.com
Eines gleich vorweg: in dem unfassbar peinlichen Rosenkrieg zwischen dem geschassten Geoff Tate und seinen ehemaligen Bandkollegen kann es keinen Gewinner geben. Da hätten alle Beteiligten wohl viel früher die Klappe halten sollen. Nicht nur zwischen den verfeindeten Parteien sind die Gräben mittlerweile tief, sondern auch auf Seiten der Fans, die sich zu weiten Teilen unversöhnlich gegenüber stehen. Konzentrieren wir uns also direkt auf das Wesentliche: la musica. Nachdem mich Tate’s letztes Solo Album („Kings & Thieves“), gelinde gesagt, nicht wirklich vom Hocker gehauen hat, war ich doch äußerst gespannt was der Sänger mit der überlebensgroßen Stimme (und Ego) dem im Juni anstehenden neuen Album seiner Ex-Band entgegenstellen will.
Eingezimmert wurde „Frequency Unknown“ zu weiten Teilen von Tate’s derzeitiger Kernbesetzung: dem ehemaligen AC/DC-Drummer Simon Wright, Tate-Intimus Kelly Gray an der Gitarre, Bassist Rudy Sarzo und Keyboarder Randy Gane. Als Gastmusiker haben u.a. so große Namen wie Drummer Paul Bostaph sowie die Gitarristen Ty Tabor, K.K. Downing, Brad Gillis, Dave Meniketti und Chris Poland dem Geld nicht wiederstehen können und produziert wurde das Album mal wieder von QUEENSRYCHE Dauernull Jason Slater (der auch für Teile des vermurksten Mix der Scheibe verantwortlich ist).
Los geht’s mit der ersten Single „Cold“ und ja, der Song kann was. Das fette Riff, der energische Groove und der gelungene Refrain lassen die Laune steigen … das ist zwar kein echter Überflieger, aber doch ein ziemlich guter Start ins Album. Von da an geht’s aber leider mit atemberaubender Konsequenz Richtung Abstieg in die Kreisliga, denn es folgen mit „Dare“ und „Give It to You“ auf dem Fuße zwei Rohrkrepierer allererster Güte. Dass solch ein Müll unter dem QUEENSRYCHE Banner veröffentlicht wird, grenzt schon beinahe an Blasphemie. „Life Without You” ist dann nochmal ein nennenswerter Ausreißer nach oben, bleibt aber leider die Ausnahme, denn die restlichen Songs halten locker ein ähnlich niedriges Niveau wie die genannten beiden. Lediglich der nette Versuch „In the Hands of God” und der Schlußtrack “The Weight of the World”, die zumindest ansatzweise gute Ideen aufweisen, können mal für ein kurzes Aufhorchen sorgen, zerschellen aber ebenfalls grandios an dem massiven Mangel an griffigen Melodien. „Frequency Unknown“ ist zweifellos die sture Weiterführung von Tate‘s Vorstellung wie QUEENSRYCHE zu klingen haben (siehe „Dedicated To Chaos“ und „American Soldier“). Das Problem hierbei ist natürlich, dass nur die wenigsten (Fans und frühere Bandkollegen z.B.) diese Vision bisher geteilt haben. Und das wird sich mit „Frequency Unknown” wohl auch kaum ändern.
Soweit, so schwach. Aber war’s das wenigstens? Nein, mitnichten, das dicke Ende kommt erst noch. Bei den 4 Bonustracks handelt es sich um Neueinspielungen von QUEENSRYCHE Tracks aus der guten alten Zeit. Und hier hat Tate es geschafft sich gleich ein doppeltes Eigentor zu schießen: Vor allem das Album „Empire“ aus dem Jahr 1990 (hier mit gleich 3 Songs vertreten) gilt bei vielen noch heute als Referenzwerk in Sachen Klang und wird z.B. weiterhin gerne von Livesoundtechnikern benutzt um eine PA einzupegeln und abzustimmen. Dass die, mit beängstigender Lustlosigkeit eingespielten, 2013er Versionen („Empire“ ist ein peinlicher Witz!) gegen die klassische Big-Ass Produktion nicht im Geringsten anstinken können, dürfte klar sein. Gleichzeitig führen die 4 Songs aber ebenfalls schmerzlich vor Augen wie ganz und gar unterirdisch und austauschbar die Kompositionen auf „Frequency Unknown“ eigentlich sind. Traurig, traurig. Hier wird das Erbe einer ehemals großen Band mit Füßen getreten.
Heiligs Blechle, was für ein Desaster. Von dem erhofften Befreiungsschlag ist nicht viel übrig geblieben. Auf den unterdurchschnittlichen Sound (um den VÖ-Termin einhalten zu können, wurden gleich mehrere Personen mit dem Mix, bzw. Remix einzelner Songs betraut), den selten dämlichen Albumtitel oder das primitive Cover der Scheibe gehe ich jetzt mal besser erst gar nicht genauer ein, sonst heul‘ ich mir noch vor Verzweiflung in die Tastatur. Das Tate bereits jetzt schon öffentlich von einem nächsten Album redet, lässt mich leise frösteln … Da müssen Wilton und Co. sich aber ganz schön anstrengen um das hier noch zu unterbieten. Bei Tate’s QUEENSRYCHE Version handelt es sich ganz offensichtlich um einen Haufen arbeits- und perspektivloser Sessionmusiker, die ihren Stolz an der Studiotür abgegeben haben und wirklich nur zum bloßen Cash-in bei diesem Projekt mitgemacht haben. Wie würde Meister Yoda sagen? QUEENSRYCHE this is not.
„Frequency Unknown“ sei all denen, die mit den QUEENSRYCHE Alben ab Q2K/Tribe am glücklichsten waren und „Kings & Thieves“ für ein starkes Stück Musik gehalten haben, uneingeschränkt ans Herz gelegt. Gemessen an den Verkaufszahlen und Kritikerreaktionen aus besagter Schaffensphase des einst über alle Zweifel erhabenen Sängers dürfte diese Zielgruppe aber in einem sehr überschaubaren Rahmen bleiben … Ich kann den Juni kaum erwarten.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Cold
02. Dare
03. Give It to You
04. Slave
05. In the Hands of God
06. Running Backwards
07. Life Without You
08. Everything
09. Fallen
10. The Weight of the World
11. I Don't Believe in Love (2013 Re-Recording)
12. Empire (2013 Re-Recording)
13. Jet City Woman (2013 Re-Recording)
14. Silent Lucidity (2013 Re-Recording)
Mario
Puh, das sie sooo kacke ist, hätte ich jetzt nicht gedacht :D
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