Album: White Sister (Re-Release)
Spielzeit: 42:17 min
Stilrichtung: Melodic Metal
Plattenfirma: Rock Candy Records
Veröffentlichung: 22.07.2013
Homepage: www.rockcandyrecords.com
Bei der vorliegenden Scheibe handelt es sich um das Debütalbum der Amerikanischen AOR Band WHITE SISTER aus dem Jahr 1984, welches nun über das Rock Candy Label in einer aufgefrischten Version neu aufgelegt wurde. Die Band bezeichnete Ihren Stil damals selbstbewusst als „Orchestrated Metal“ – die Beschreibung als typischer 80er Melodic Metal tut‘s aber eigentlich auch (Schubladen gibt’s ja mittlerweile genug).
Interessant an WHITE SISTER war vor allem, dass sich Keyboarder Garri Brandon und Bassist Dennis Churchill zwar die Leadvocals brüderlich teilten (jeder hat jeweils 5 der Tracks eingesungen), dies aber beim Hören so gut wie gar nicht auffällt. Die beiden hatten ähnlich (starke) Stimmen und hievten gemeinsam die Songs weitestgehend aus dem Mittelmaß. Spielerisch war bei WHITE SISTER auch alles im grünen Bereich, die Gitarren sind songdienlich aber nicht spektakulär, die Keyboards zwar hier und da etwas aufdringlich aber nie kitschig. Das Album ist ganz eindeutig ein Kind seiner Zeit und der Sound der Platte, der doch leicht antiquiert und protzig daherkommt und auch durch das aktuelle Remaster nicht wirklich an Qualität hinzugewinnt, ist natürlich nur etwas für Fans der Stilrichtung die wissen was sie erwartet. Produziert hat die Scheibe der ehemalige Angel-Keyboarder Gregg Giuffria, der auch im, wie bei Rock Candy gewohnt sehr unterhaltsamen wie informativen, Booklet ausführlich zu Wort kommt und Anekdoten zur Entstehung des Albums sowie dem Scheitern der Band zum Besten gibt und in manchen Aussagen herrlich selbstverliebt und großkotzig rüberkommt. Typisch 80s eben.
Was zählt ist aber wie immer die Musik, und da gibt es auf „White Sister“ wirklich nichts zu meckern. Der Opener „Don’t Say That You’re Mine“ gibt mit den fetten Keyboardpassagen und der feinen Hookline die Richtung vor, die Hymnen „Promises“, „Love Don’t Make It Right“ oder „Walk Away“ stehen dem in nichts nach. Lediglich der holprige Refrain in „Breakin’ All The Rules” und die blutleere Ballade „Just For You„ sind verzichtbar. Ziemlich aus dem Rahmen fällt dann das Angel-Cover „Whips“, geht es hier doch mit Slide-Gitarrenriff und Journey Reminiszenzen stark in Richtung Classic Rock – was der Band auch gut zu Gesicht stand. Und damit sind wir auch schon beim einzigen kleinen Haken an der Sache angekommen: eine etwas geerdeter inszenierte Produktion hätte dem Zahn der Zeit wohl besser widerstanden, denn nicht nur der Sound sondern auch die Arrangements klingen wie aus einer anderen Zeitrechnung. Das macht zwar den Reiz des Re-Releases aus, ist aber auch ein wenig schade da in den starken Tracks ebenfalls eine zeitlose hardrockige Schlagseite stets präsent ist, wie die beiden nach unnötig aufgeblasenen Y&T Tracks klingenden „Straight From The Heart” oder “Can’t Say No” eindrucksvoll belegen. Irgendwie schien die Band zwischen den Stühlen zu sitzen und pendelte unschlüssig zwischen traditionellen Rock-Klängen und damals kurzzeitig angesagtem Pomp hin und her.
„White Sister“ ist zwar kein essentieller Pflichtkauf, dürfte in der vorliegenden Fassung aber den Fans von typischem 80er Metal und Raritätensammlern (auch dank des sehr guten Booklets) die ein oder andere frohe Stunde bescheren.
WERTUNG:
Trackliste:
01. Don’t Say That You’re Mine
02. Straight From The Heart
03. Love Don’t Make It Right
04. Breakin’ All The Rules
05. Whips
06. Can’t Say No
07. Promises
08. Walk Away
09. One More Night
10. Just For You
Mario
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