Dienstag, 4. Januar 2011

GORKY PARK - Gorky Park (Klassiker der Woche)

Band: Gorky Park
Album: Gorky Park
Spielzeit: 52:00 min.
Stilrichtung: Hardrock
Plattenfirma: Mercury Records
Veröffentlichung: 1989
Homepage: www.gorkyparkmusic.ru

Ich weiß nicht, wie es Euch geht: es gibt so Songs, die kann man irgendwann nicht mehr hören. Sie werden totgenudelt, überall sind sie zu hören und schon bei den ersten Takten möchte man sich am liebsten verziehen. Aber irgendwann, wenn sie nicht mehr so oft zu hören sind, entwickelt man wieder einen Draht dazu, denn es sind einfach Hits, die großartig sind und zeitlos dazu. So ging es mir z.B. mit „The Final Countdown“ von EUROPE lange Zeit. Und obwohl es sicher noch bessere Songs bzw. Alben von den Schweden gibt, kann ich das Lied heute wieder genießen. Ein anderes Beispiel war „Bang“ von GORKY PARK. Mindestens einmal am Abend in der heimischen Diskothek gespielt (bei einigen Besuchen wöchtenlich hat sich das summiert), entwickelte ich irgendwann eine Abneigung gegen den Song. Vor kurzem ist mir das Debüt der Russen wieder in die Hände gefallen und hat gleich einen kompletten Durchlauf spendiert bekommen. Und siehe da: nicht nur „Bang“ konnte wieder gefallen, auch der Rest des Albums bescherte mir großen Hörgenuss. Zugegeben: es sind nicht mehr die ganz großen Hits auf „Gorky Park“ vertreten, aber trotzdem hat der Großteil dieser 11 Songs viel Potential.

GORKY PARK wurden 1987 von Gitarrist Alexey Belov (der mit der berühmten Balalaika-Gitarre), Bassist Alexander Minkow, Gitarrist Jan Ianenkov und Drummer Alexander Lvov gegründet. Etwas später stieß Sänger Nikolai Noskov dazu und komplettierte die Band. Benannt wurde die Combo natürlich nach dem berühmten Vergnügungspark in Moskau, nur das „i“ am Ende wurde durch ein „y“ ersetzt. In einer Zeit in der der eiserne Vorhang langsam zu bröckeln begann und die Reisefreiheit Stück für Stück eingeführt wurde, packten die Jungs die Gelegenheit beim Schopfe und jetteten in die USA, um dort Kontakte zu knüpfen. Tatsächlich gelang es dem Fünfer, unter anderem die Aufmerksamkeit von Jon Bon Jovi und Richie Sambora zu erregen und unterschrieben mit deren Hilfe nicht nur einen Plattenvertrag bei Mercury Records sondern schleppten die BON JOVI Jungs auch gleich noch mit ins Studio (oder andersherum ).

Das Markenzeichen von GORKY PARK waren die russischen Elemente, die sie optisch wie musikalisch in ihren doch recht westlichen Stil integrierten. So bestand das Bandlogo aus Hammer und Sichel und die Klamotten der Band waren leicht folkloristisch angehaucht. Die Musik war bis auf einige Ausnahmen allerdings sehr an amerikanische Verhältnisse angepasst. Kein Wunder, saßen Leute wie Bruce Fairbairn sowie das Gespann Bon Jovi/Sambora in der Produzentenkabine in den Little Mountain Studios in Vancouver. Außerdem war man noch den Warehouse Studios in Philadelphia und den Sanctuary Sound Studios in New Jersey zu Gange. Das merkt man auch am Sound, die Platte klingt nicht wie aus einem Guss, but who cares?

Die Songs selbst stammen aus der Feder von GORKY PARK, außer der Coverversion „My Generation“ von THE WHO und der dritten Singleauskopplung „Piece In Our Time“, das von Sambora und Bon Jovi beigesteuert wurde. Der Opener „Bang“ überstrahlt allerdings fast alle anderen Stücke, denn das ist DER Hit der Scheibe und der erste Song einer russischen Band, der bei MTV auf Heavy Rotation lief. Beim näheren hinhören gibt es aber noch weit mehr zu entdecken: etwas ungewöhnlich ist der sehr ruhige Song „Try To Find Me“, der gleich nach „Bang“ an die zweite Stelle platziert wurde. In den USA erreichte die Single immerhin Platz 81 in den Billboard Hot 100 während „Bang“ nicht notiert wurde. Aber auch „Hit Me With The News“ mit seinem stampfenden Beat und den Ambossschlägen, das sehr AOR-lastige „Sometimes At Night“ oder „Within My Eyes“, das abermals in AOR Gefilden wildert. „Child Of The Wind“ experimentiert erstmals mit russischen Elementen, die natürlich auch bei der eigenen Version von „My Generation“ zum Tragen kommen. Der Song wird kurzerhand mit dem traditionellen sowie patriotischen Stück „Alexander Nevsky“ von Sergei Prokofiev gekreuzt wurde. „Peace In Our Time“ trägt klar die Handschrift der Herren Bon Jovi und Sambora. Danach geht GORKY PARK allerdings ganz schlimm die Puste aus, denn die letzten 3 Songs sind nur noch schwer zu ertragen.

Der Rest von „Gorky Park“ ist allerdings große Klasse und zeigt die Band der Stunde, die etwas später beim legendären Moscow Peace & Music Festival zusammen mit Größen wie BON JOVI, den SCORPIONS, MÖTLEY CRÜE, CINDERELLA, OZZY OSBOURNE oder SKID ROW auftreten durfte, in bestechender Form. Natürlich nahmen BON JOVI sie noch zu einer weiteren Tournee mit, danach ebbte das Interesse an GORKY PARK allerdings ziemlich schnell ab. Schon kurze Zeit später verließ Sänger Nikolai Noskov die Band und erst 1993 nahmen sie mit dem neuen Mann am Mikro – ihrem eigenen Bassisten Alexander Minkov – in „Moscow Calling“ ein zweites Album auf, das wiederum einige Hits enthielt, die allerdings an nicht mal einer Hand abgezählt werden konnten. Zwei weitere Alben folgten 1996 und 1998, die allerdings nur noch in Russland veröffentlicht wurden.

Aufgelöst haben sich GORKY PARK offiziell nie, seit 2001 kehrte allerdings Ruhe ein im Lager der ehemaligen Megaseller und der wohl bekanntesten Hardrockband aus Russland. Erst 2012 raffte sich das Original Line-Up (allerdings ohne Sänger Noskov) wieder zusammen und spielte einige ausgewählte Gigs.

Das Debüt der Russen ist ein Zeichen dafür, wie man mit der richtigen Marketingstrategie, ein bisschen Glück und natürlich dem richtigen Gespür praktisch über Nacht zu Ruhm und Ehre kommen kann. GORKY PARK hatten ihre Viertel Stunde Ruhm, mussten aber bald erfahren, wie hart der Aufprall am Boden der Tatsachen sein kann, wenn man von den Mächtigen fallen gelassen wird wie eine heiße Kartoffel. Business Sucks! Aber „Gorky Park“ bleibt eine schöne Erinnerung an gute Zeiten!

Trackliste:

01. Bang
02. Try To Find Me
03. Hit Me With The News
04. Sometimes At Night
05. Peace In Our Time
06. My Generation
07. Within Your Eyes
08. Child Of The Wind
09. Fortress
10. Danger
11. Action

Stefan


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