Band: Tony Mills
Album: Over My Dead Body
Spielzeit: 52:37 min.
Stilrichtung: Hardrock, Progressive
Plattenfirma: Battlegod Productions
Veröffentlichung: 23.02.2015
Homepage: www.tonymills-official.com
TONY MILLS hatte es oft nicht leicht in seiner musikalischen Vergangenheit. Dazu kamen gesundheitliche Probleme (er erlitt eine Herzattacke, von der er angeblich immer noch nicht ganz gesundet ist). Jetzt versucht der Brite auf seinem aktuellen Album all das zu verarbeiten und präsentiert mit „Over My Dead Body“ sein mittlerweile viertes Solowerk. Dieses mutet beim ersten Hören an wie ein Konzeptwerk mit gehörigem Prog-Einschlag, offenbart an einigen Stellen aber auch seine Stationen bei SHY. Einige Songs sind zusammen mit Robert Sall (W.E.T.) entstanden. Aber als Konzeptalbum will „Over My Dead Body“ nicht stehen. Viel mehr offenbart sich MILLS nicht nur auf dem Cover Artwork, das ihn komplett nackt zeigt, sondern setzt sich in einigen Songs mit vielen düsteren Themen und Erfahrungen aus seiner Vergangenheit auseinander.
Leichte Kost darf der Fan auf „Over My Dead Body“ also nicht erwarten, zumindest nicht am Anfang. Das schreckt vielleicht auf den ersten Blick ab, daher gleich der Hinweis, beim Antesten zumindest bis zum Schluss zu skippen. Denn mit dem sperrigen und ungewohnt harten „Time Won´t Wait“ steigt TONY MILLS sehr gewagt in den Langspieler ein. Nach mehrmaligem Hören aber offenbart der Song seine Reize. Noch mehr vor den Kopf stößt er allerdings mit dem modernen und wütenden „28 Fights“, das auf den ersten Blick etwas verstörend wirkt. Die dramatische Ballade „We Should Be On By Now“ hat ein gewisses Broadway-Feeling und ebnet den Weg zum weitaus gefälligsten Song bisher. Dennoch erinnert „No Love Lost“ eher an eine progressive Version von SHY der neueren Zeitrechnung. Danach taucht TONY MILLS noch tiefer in düstere Gefilde ab und serviert mit „Gate 21“ einen dramatischen Song. Gefolgt von seiner Interpretation von JACQUES BREL´s „La Mort“, die ebenso intensiv wie nachdenklich vorgetragen wird. Anders als die Version von DAVID BOWIE driftet TONY MILLS im Laufe des Stücks mehr und mehr in Richtung Rock.
Bisher findet sich also nicht viel Material auf „Over My Dead Body“, das man hätte erwarten können. Das ändert sich auch mit dem choralen „Bitter Suite“ nicht, das auf sämtliche Instrumente verzichtet. Wie ein Weckruf tönt da „4 In The Morning“ – endlich kommen auch die AOR- bzw. Hardrock-Fans auf ihre Kosten. Auf einmal sind alle negativen Untertöne wie weggewischt und TONY MILLS rockt ganz frisch von der Leber weg. Noch besser gelingt ihm das bei „Somewhere In London“ und auch das abschließende „Free Spirits“ kann mit seiner Erhabenheit punkten.
Niemand hat gesagt, dass es leicht wird – das könnte das Motto für das neue Album von TONY MILLS sein. Er verarbeitet darauf seine Erfahrungen mit dem Nahtod und auch sonst war das Leben dem Ausnahmesänger nicht immer gut gesonnen. Dementsprechend kantig, dunkel und schroff fällt auch der Großteil der Songs auf „Over My Dead Body“ aus. Aber es ist auch ein sehr persönliches Werk, das vielleicht nicht für die nächste Party taugt, dafür aber jede Menge anderer Qualitäten birgt, für die man aber über seinen Tellerrand sehen können muss.
WERTUNG:
Trackliste:
1. Time Won´t Wait
2. 28 Fights
3. We Should Be On By Now
4. No Love Lost
5. Gate 21
6. My Death
7. Bitter Suite
8. Northern Star
9. 4 In The Morning
10. Somewhere In London
11. Free Spirits
Stefan
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